venerdì 19 febbraio 2010

CFP: Religion and politics in Germany (in german)

Ankündigung und Call for Papers
zur Jahrestagung 2010 des Arbeitskreises „Politik und Religion“
der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft
„Religion und Politik in Deutschland 20 Jahre nach der deutschen Einheit“

Ort: Leipzig

Termin: voraussichtlich 18.-20. November 2010

Seit dem tiefgreifenden politischen Umbruch der Jahre 1989 und 1990 sind mittlerweile zwanzig Jahre vergangen, die scheinbar nicht nur von einem weiteren sozialen Bedeutungsverlust des Religiösen in Westdeutschland gekennzeichnet waren, sondern die auch keineswegs jenen Aufschwung der Religion in Ostdeutschland mit sich brachten, der direkt nach 1989 vielfach erwartet wurde. Diese Entwicklung hat Folgen für die Stellung der Kirchen in der deutschen Gesellschaft. Immer weniger können sie auf eine breite Verankerung in der Gesellschaft zurückgreifen, welche ihnen bisher eine hohe Legitimität für gesellschaftspolitische Vorschläge gewährte. Dies dürfte nicht unwesentliche Folgen für die soziale und politische Präsenz von Religion und Kirche in Deutschland besitzen. Nicht nur die öffentliche Bedeutung kirchlicher Äußerungen steht zur Diskussion, auch institutionelle Veränderungen, die den Einfluss der Kirchen auf Politik und Gesellschaft reduzieren, scheinen möglich. Parallel führen Entwicklungen religiöser Pluralisierung und Individualisierung zu neuen Herausforderungen, die eine Umgestaltung der kulturellen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen von Kirche und Religion zur Folge haben. Auf der Gegenseite könnten sich mit der propagierten „Wiederkehr des Religiösen“ in die Öffentlichkeit und den Diskussionen über einen „postsäkularen“ Umgang mit religiösen Argumenten neue Felder des Umgangs zwischen Politik und Religion in Deutschland ergeben. Wie sich diese angesichts der unterschiedlichen innerdeutschen Religionskulturen in die politischen Räume auf Bundes- und Landesebene einordnen lassen und welche Bedeutung die Religion für das politische Alltagsleben (Wahlverhalten, politische Kultur, Parteien, gesellschaftliche Integration) heute im wiedervereinigten Deutschland besitzt, ist zu untersuchen.
20 Jahre nach der deutschen Einheit können und müssen somit verschiedene Fragen aufgeworfen werden: Führt ein weiterer Abbruch religiöser Traditionen zu einer Erosion in der politischen Bedeutung der christlichen Kirchen? Welche Strategien haben die ostdeutschen Kirchen gewählt, um dem Prozess der Entkirchlichung zu begegnen? Wie erfolgreich waren sie in ihren Bemühungen? Welche Konsequenzen hat die religiöse Pluralisierung auf die Stellung der Religion in Deutschland? Welche Folgen ergeben sich aus den immer noch bestehenden unterschiedlichen Kulturen der westdeutschen Konfessionszugehörigkeit und der ostdeutschen Konfessionslosigkeit für die Kirchen und deren politische Gestaltungsmöglichkeiten? Was bedeuten die Entwicklungen und Differenzen für die politische Gemeinschaft? Kommt es zu einem Verlust des für die Identitätsbildung wichtigen religiösen Sozialkapitals? Kann sich eine (post)säkulare Kultur des Umgangs mit Religion in Deutschland etablieren? Gibt es immer noch ein unterschiedliches politisches Verhalten zwischen den Zugehörigen unterschiedlicher Konfessionen und auch Konfessionslosen? Wie sind die Haltungen der Kirchen und Gläubigen zu aktuellen politischen Tagesthemen aber auch einzelnen Policies? Und unterscheiden sich diese Positionen von denen säkularer Deutscher?
Das Anliegen der Tagung besteht darin, die seit 1989 abgelaufenen Wandlungsprozesse im Verhältnis zwischen Politik und Religion in Deutschland in den Blick zu nehmen und die Folgen für die gegenwärtige Beziehung zueinander zu analysieren. Unter Bezug auf
theoretische Modelle der politikwissenschaftlichen und religionssoziologischen Erklärung sind Studien, welche die Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre in Deutschland den Blick nehmen, besonders erbeten. Dabei sollte ein besonderer Fokus auf der Entwicklung in Ostdeutschland liegen. Diese ist aber nicht isoliert zu betrachten, sondern soll im Vergleich zur westdeutschen Entwicklung gesehen werden. Willkommen sind ebenso Detail- und Fallstudien zu verschiedenen Bereichen der Entwicklung des Verhältnisses von Politik und Religion wie auch Analysen, die zwischen West- und Ostdeutschland systematisch vergleichen.
Erwünscht sind Vortragsvorschläge, die
(a) empirische Studien zur Entwicklung des Verhältnisses von Religion und Politik im innerdeutschen Vergleich vorstellen. Dies umfasst sowohl historische wie auch politikwissenschaftlich-qualitative bzw. -quantitative Studien.
(b) die Tragfähigkeit theoretischer Ansätze der Politikwissenschaft als auch der Religionssoziologie unter Bezugnahme auf die deutsche Situation diskutieren.
(c) Analysen der in Deutschland bestehenden Kirchen und ihrer (politischen) Reaktionsformen auf die gesellschaftlichen Entwicklungen beinhalten.
(d) den Prozessen des Bedeutungswandels von Religion und Kirchen für einzelne Policy-Felder nachgehen.
(e) die (unterschiedliche) Präsenz religiöser Akteure und Argumente in den relevanten Diskursen der Sozialethik beleuchten und ggf. konfessionell aufschlüsseln.
(f) den Konsequenzen der Veränderungen der Bedeutung von Religion für den einzelnen Bürger in seinen Verhaltensweisen nachspüren.
(g) das Verhältnis zwischen Religion und Politik oder den Bezug der Religion zur Zivilgesellschaft im gesamtdeutschen Vergleich thematisieren.
(h) die spezifische Rolle der Religion für den Transformationsprozess der Jahre 1989/1990 beleuchten.
(i) die die Frage „Religion und Politik in Deutschland zwanzig Jahre nach der Einheit“ in interreligiöser Perspektive behandeln und dabei vorwiegend die Positionen von Christen und Muslimen darstellen und kontrastieren.
Eine Veröffentlichung der Beiträge in einem Tagungsband ist vorgesehen. Um eine bessere Diskussionsgrundlage für die Tagung zu schaffen, wird darum gebeten, die schriftlichen Fassungen der Vorträge zwei Wochen vor der Tagung bereitzustellen. Damit soll allen Beteiligten die Möglichkeit eröffnet werden, die Beiträge zu kommentieren und Verbesserungsvorschläge für die spätere Publikation der eigenen Beiträge aufzunehmen.
Wir bitten interessierte Kolleginnen und Kollegen um die Zusendung von Vorschlägen/Abstracts zu den Vortragspapieren von ca. ein bis zwei DIN A4 Seiten bis 30. April 2010 an folgende Adressen:
Prof. Dr. Gert Pickel
Universität Leipzig
Professur für Kirchen- und Religionssoziologie
Otto-Schill-Str. 2
04155 Leipzig
Email: pickel@rz.uni-leipzig.de
Dr. Oliver Hidalgo
Universität Regensburg
Institut für Politikwissenschaft
Universitätsstr. 31
93040 Regensburg
Email: oliver.hidalgo@politik.uni-regensburg.de

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